Die beste Möglichkeit, ein Klavier zu datieren ist über die Seriennummer, auch als Produktionsnummer bezeichnet. In einigen Fällen haben sich herstellereigene Listen erhalten, anhand derer das Baujahr ermittelt werden kann. Doch dies trifft beileibe nicht auf alle, gerade kleinere Hersteller zu. Im Falle von Th. Mann & Co., bzw. der Vorgängerwerkstatt von C.W. Volkening wurden mutmaßlich durch die Bombardierungen im Zweiten Weltkriegs eben jene Unterlagen unwiederbringlich mit den Fabrikanlagen zerstört.
Die zweite Möglichkeit besteht in der Seriennummer und Herstellerangaben der Mechaniken. Doch die Grenzen hiervon liegen im zeitlichen Rückblick. Je weiter das Herstellungsdatum eines Instruments zurückliegt, umso seltener sind durch Drittfirmen produzierte und eingekaufte Mechanikkonstruktionen. Ganz zu schweigen von erhaltenen Unterlagen.
Anhand existierender Publikationen, welche Angaben zu Hersteller und Seriennummer von Instrumenten und Mechaniken Jahresangaben gegenüberstellen, lässt sich in vielen Fällen das Produktionsjahr auf wenige Jahre genau bestimmen. Das Buch „Atlas der Pianonummern“ von Jan Großbach habe ich an anderer Stelle bereits erwähnt. Wie Großbach dort selbst angibt, können die Listen aus unterschiedlichen Gründen Fehler enthalten. Umso wichtiger erscheint es, auch andere Aspekte zur Datierung heranzuziehen.
Im ersten Kapitel seines Buchs beschreibt Jan Großbach, worauf bei der Datierung, neben der Serien- oder Produktionsnummer noch geachtet werden kann. Darunter nennt er insbesondere handschriftliche Vermerke und Medaillenaufdrucke, die einen HInweis auf das Produktionsjahr geben können.
Produktions- oder Seriennummer
In den meisten Fällen lassen sich mithilfe der Produktions- oder Seriennummer jedoch nur grobe Einschätzungen des Produktionszeitraumes anstellen. Für die Zeit nach 1896 kann dies für Th. Mann & Co. mit relativer Genauigkeit angestellt werden. In diesem Jahr fertigten Mann & Co. ihr 10.000stes Instrument und 1907 bereits ihr 15.000stes. Mit den gesteigerten Kapazitäten durch die Einrichtung von Dampfkraft und den Fabrikerweiterungsbau in der Friedensstraße in den 1880er Jahre, vermochte die Firma etwa alle fünf Stunden ein Klavier fabrizieren. Im Jahr kamen sie dabei auf knapp 400 bis 500 Klaviere.
Jedoch ist dies vor 1896 problematischer. Zwar lässt sich auch hier die Seriennummern auf Basis der Jahresfabrikation bis zu einem gewissen Grad zurückberechnen, doch es bleibt unsicher, wann die Produktion dieses Maß erreichte. Wir wissen, dass Mann & Co. 1874 ihr 1.000stes Instrument fertigstellten, sie 1871 mit 20 Arbeitern 120 Instrumente produzierten und Theophil Mann 1858 die Werkstatt von Volkening mit sechs Gehilfen übernahm.
Wo finde ich die Serien- beziehungsweise Produktionsnummer?
Zunächst ist es aber wichtig, ersteinmal die Serien- oder Produktionsnummer zu finden und auch als solche zu erkennen. Nicht immer ist sie eindeutig zu erkennen, teilweise versteckt auf Bauteilen handschriftlich vermerkt. Erst ab etwa 1880 begannen Mann & Co. konsequent mit dem Einlassen der Nummer in den Eisenrahmen, beziehungsweise mit der Stempelung diverser Bauteile.
Zuvorderst muss aber ein Blechschild erwähnt werden, das auf zahlreichen Instrumenten zu finden ist, aber nicht die Seriennummer beinhaltet. Es handelt sich dabei um ein zwei mal vier Zentimeter messendes auf die Innenseite des Deckels oder seitliche Wangen genageltes Blechschild mit dem Schriftzug „Th. Mann & Co. Bielefeld“, sowie einer vierstelligen Nummer. Dabei handelt es sich vermutlich um eine Nummerierung von Mietinstrumenten.
Bei der Suche nach einer Serien-, beziehungsweise Produktionsnummer ist der Blick auf den Eisenrahmen hilfreich. Hier finden sich bei den meisten Mann-Instrumenten nach 1880 diese Nummer als erhabene Ziffern mit dem Eisenrahmen gegossen. Jedoch leider nicht immer an der selben Stelle. So finden sich die Zahlen hinter den Saiten des Bass, wie auch bei kreuzsaitigen Instrumenten an der Lücke zwischen Bass und Diskant aber auch hinter den Diskantsaiten oder oberhalb des Wirbelfelds. Die Vielfalt an Stellen ist so groß, wie die gestalterische Vielfalt an Instrumenten. Selbst bei zeitlich kurz aufeinander gefertigten Instrumenten ähnlichen Typs finden sich die Produktionsnummern unter Umständen an unterschiedlichen Stellen.
Möchte man sicher gehen oder hat man auf dem Eisenrahmen keine Produktionsnummer finden können, hilft ein genauer Blick auf sämtliche Bauteile. Insbesondere auf den Schmalseiten von Ober- und Unterrahmen, auf der Oberseite der seitlichen Wangen (Unterhalb des Deckels und auf von Beschlägen vervorgenen Flächen, aber auch auf innen liegenden Bauteilen, sind oft Seriennummer eingeschlagen oder aufgedruckt.
In manchen Fällen sind diese auch handschriftlich erfolgt, was vor allem für die Zeit vor 1880 zutrifft (Klaviere mit Seriennummern 1008 und 1277), und in anderen Fällen sind sie auf vielen innenliegenden Bauteile auf die letzten drei Stellen verkürzt worden.
Allerdings muss man hierbei auch Obacht walten lassen. Es finden sich zahlreiche weitere Zahlen auf den unterschiedlichen Bauteilen. So sind andere dreistellige Zahlen auf Rasten, Resonanzboden und Mechanik auffindbar, die von den verkürzten Produktions- und Seriennummern abweichen. Es ist aktuell unklar, welchem Zweck diese Nummern im Detail dienten und welchen Aussagegehalt sie besitzen. Zu vermuten ist jedoch, dass dies interne Fabrikationsnummern oder Bauteiltypennummern sind, die im Fertigungsprozess Einsatz fanden, um zügig die benötigten Bauteile aufzufinden.
In diesem Fall beziehen sich die Nummern zumindest nicht auf die Dimensionen des Instruments oder seiner bezeichneten Bauteile, beziehungsweise im Fall des Resonanzbodens auf die Fläche des schwingenden Teils.
Handschriftlich vermerkte Zahl 216, gefolgt von einem Kürzel auf der Unterseite des Klaviaturrahmens. Aufgedruckte Nummer 171 auf der Resonanzbodenrückseite. Eingestanzte Nummer 155 auf der Rückseite der Rasten.
Fügt man alle bislang durch Quellenangaben und unter Zuhilfenahme von Hersteller und Produktionsnummer der Klaviermechanik halbwegs gesichert bekannten Kombinationen aus Seriennummern und Jahren in ein Koordinatensystem ein, ergibt sich bereits ein anschauliches Bild.
Das menschliche Auge vermag die Lücken zwischen den Koordinatenpunkten verbinden und durch eine geschwungene Linie verbinden. Ein langsamer Anstieg bis in die späten 1870er Jahre hinein und mit Vollendung der Fabrikerweiterung ein rasanter Anstieg der Produktionszahlen. Diese brechen, wie sich in der Abflachung der Punktlinie zeigt, mit Einsetzen des Ersten Weltkriegs ein und steigen bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs langsam an, erreichen aber niemals das Produktionsvolumen von vor 1914.
Da die Punktlinie des imaginierten Graphen zu viele und zu große Lücken für die Zeit vor 1907 aufweist, lassen sich nur bedingt Seriennummern unter 15.000 genau ihren Produktionsjahren zuordnen. Obgleich in unserer Datenbank inzwischen über 100 Mann-Instrumente mit Bild verzeichnet sind, von denen wir eine Seriennummer kennen, sind zahlreiche andere datierungsrelevante Informationen leider unbekannt, wie beispielsweise Mechanikhersteller und dessen Seriennummer. Aber zumindest bekommt man anhand des Graphen einen Eindruck von einem möglichen Entstehungszeitraum auf wenige Jahre genau.
Geht man davon aus, dass Theophil Mann, als er 1858 die Werkstatt von Christian Wilhelm Volkening, nach dessen Tod übernahm, die Seriennummernvergabe fortsetzte, würde der Graph andeuten, dass Volkening zwischen 1836 und 1858 lediglich 400 bis 500 Instrumente fertigte.
Schriftzüge & Logos
Wir besitzen damit einen Eindruck der Entwicklung von Produktionszahlen bei Th. Mann & Co. ab den 1870er Jahren. Nun ließe sich darauf die relative Entwicklung von Schriftzügen und Logos blenden, um eine Vorstellung ihrer zeitlichen Orientierung zu erhalten. Auch hier ist die Datenbasis für die Zeit nach 1900 deutlich dichter, als für die Jahre vor der Jahrhundertwende. Dabei ist wichtig zu berücksichtigen, dass ich alle Klavieren zunächst außen vor lasse, von denen wir keine Serien-, bzw. Produktionsnummer kennen, um den zeitlichen Zusammenhang und die relative Entwicklung erkennen zu können.
Wie auch an den Bauformen der Instrumente ablesbar, haben Th. Mann & Co. gerade in ihren frühen Jahren bis etwa 1900 mit Stilen und Formen experimentiert und schienen sich schnell und kurzfristig an einem Gestaltungstrend der jeweiligen Zeit zu orientieren.
Entsprechend vielfältig sind auch die Schriftzüge auf Klaviaturdeckeln und Logos auf den Eisenrahmen. Gleichzeitig geht damit auch eine Unsicherheit in der Datierung einher. Waren bestimmte Ausprägungen einmalige Experimente mit nur wenigen realisierten Exemplaren, oder stellten sie eine kontinuierlich genutzte Ausprägung dar? Die geringe Datenbasir für die Zeit vor 1907 lässt hier viel Spielraum offen.
Wir wissen, dass gewisse Schriftzüge parallel gebraucht wurden. EIne Systematik ihres Einsatzes ist aktuell nicht erkennbar, weshalb zu vermuten ist, dass z.B. bestimmte Schriftzüge auf Kundenwunsch oder entsprechend der Preiskategorie eingesetzt wurden. Vielfalt kann auf der anderen Seite auch als Marketingstrategie gesehen werden, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Als Hinweis hierauf kann unter Umständen die Metallplakette in Form einer mehrfach gebrochenen, symmetrischen Kartusche und ausgestattet mit einer komplexen figürlich-dekorativen Darstellung sein.
Sie stellt den sogenannten Typ V meines Versuchs einer Typologie dar und taucht erstmalig auf dem Eisenrahmen von Klavier 3247 auf und anschließend am oberen Deckel des Klaviers Nummer 3823 aus den frühen 1880er Jahren auf. Die späteste Nutzung kann für Instrument Nummer 8846 von etwa 1893 bis 1894 nachgewiesen werden. Damit wurde diese Plakette, nebst fünf anderen Schriftzugformen für mehr als 10 Jahre genutzt. Dabei ist zu beachten, dass das erste Auftreten nicht am Klaviaturdeckel eintrat, dieses erfolgte nach der aktuellen Datenlage erst kurz darauf am Klavier Nummer 4222, welches beinahe baugleich mit Instrument 3823 ist. Auf diesem Instrument, 3823 ist im Klaviaturdeckel eine Schriftzugplakette angebracht, die bereits zuvor an Instrument 3692 nachweisbar ist und zunächst das Ende einer Entwicklung darstellt, hernach die Schriftzüge geschnitzt oder in Messing intarsiert wurden.
Nach 1886 und mit Klavier Nummer 4222 beginnt eine Phase in der an zwei Stellen und in drei bis vier unterschiedlichen Formen der Firmenschriftzug auf den Instrumenten angebracht wurden. Diese Phase hält bis etwa Mitte der 1890er Jahre an.
Es finden sich geschnitzte Schriftzüge auf den Zierleisten an holzfarbenen Klavieren (Seriennummern 5697, 8532, 9337, 9396 und 9631) und intarsierte Metalllettern auf den Zierleisten schwarz gefasster Instrumente (No. 4235). Letztere setzen damit eine Tradition fort, wie sie bereits zuvor auf Klavier Nummer 605 von etwa 1870/1871 und Nummer 3247 zu finden war. Eine eingehende Betrachtung der geschnitzten Schriftzüge könnte unter Umständen weitere Mikroentwicklungen offenbaren und gegebenenfalls eine Handschrift identifizieren, um Aussagen darüber treffen zu können, ob und wieviele Schnitzer bei Th. Mann & Co. beschäftigt waren. Spätestens mit Hrn. Krüger kann für die 1880er Jahre sogar ein namentlich genannter Schnitzer in der Firma nachgewiesen werden, da dieser 1885 auf der Antwerpener Aussellung für seine Schnitzkunst eine Bronzene Medaille erwarb (Henkel, S. 397).
Daneben finden sich Schriftzüge in Form oben genannter Metallplaketten auf der Innenseite der Klaviaturdeckels unterhalb des Notenpultes auf sowohl holzfarbenen (No. 4222, 5806, 85168 und 846), wie auch schwarz gefassten Klavieren (No. 6492 und 7400), sowie als eingelegte Metalllettern auf vornehmlich schwarz gefassten Instrumenten (No. 5852, 6177 und 6905).
Um 1896 tritt eine Phase ein, in der Th. Mann & Co. Damit beginnen, die Stile ihrer Schriftzüge zu verändern und mit einer Reihe von Ausprägungen experimentieren, bis sich eine metallintarsierte Form um 1906 stabilisiert und mit nur wenigen Änderungen bis zum letzten erhaltenen und bekannten Instrument durchgängig Einsatz findet.
Zugleich scheint es auch das Ende des Auftretens von „Cie.“ als Abkürzung für „Companie“ zu sein. Sämtliche Schriftzüge nach 1896 weisen als Abkürzung „Co.“ auf.
In dieser Phase zwischen 1896 und 1906 finden sich zwei grundsätzliche Formen an Schriftzügen, die sich in einem Fall nochmals in zwei Subtypen trennen lassen, von denen eine auf holzfarbenen und eine auf schwarz gefassten Klavieren zu finden ist. Hinzu tritt eine aufgeschraubte Plakette mit dem Schriftzug, welche an anderer Stelle als Händlerplakette auf einem Mannborg Harmonium zu finden war.
Im Schiftschnitt ähneln sich beide Formen. Während im ersten Fall vornehmlich das „M“ aus einer links geschwungenen Volute entwickelt wird, ist es im zweiten Fall gerade ansetzend ausgeführt. Zudem sind die Wörter „Mann & Co.“ im zweiten zusammenhängend gestaltet. Dabei ist für die Zeit bis 1906 hervorzuheben, dass der Bogen, welcher „&“ und „Co.“ verbindet spitzwinklig gehalten ist. Hiernach wird er konsequent als Schleife ausgeführt.
An holzfarbenen Instrumenten ist der Schriftzug ersteren Falls in einer recheckigen messinggerahmten Kartusche eingelassen. An schwarz gefassten Klavieren fehlen Rahmung und Kartusche.
Für den zweiten Fall besteht der Unterschied darin, dass an holzfarbenen Instrumenten der Schriftzug geschnitzt und an schwarzen Klavieren in Messing eingelegt ist.
Die in Holz geschnitzte Form und seine messingintarsierte Variante kommen ohne die Ortsangabe Bielefeld aus und werden in dieser Form bis etwa 1906 genutzt. Zuletzt tritt die geschnitzte Form an Klavier Nummer 14558 auf.
Ab etwa 1905 taucht erstmals an schwarz gefassten Klavieren ein Schriftzug auf, der dem zweiten Fall ähnelt, jedoch unter Ergänzung der Ortsangabe „Bielefeld“.
Dies stellt den Prototypen dar, wie er weitestgehend unverändert bis 1911 verwendet wird. Ab diesem Zeitpunkt, etwa ab dem Instrument mit der Seriennummer 16444 verliert sich der Punkt hinter dem „Bielefeld“; einzige Ausnahme stellt aktuell Klavier No. 16490 dar.
Mit Seriennummer 18130 verschwindet auch die Ortsangabe wieder (ca. 1918-1920).
Es existieren zahlreiche weitere Formen an Schriftzügen, die hier unberücksichtigt geblieben sind, da uns von diesen Instrumenten keine Seriennummern bekannt sind, welche in eine relative Chronologie einsortiert werden könnten. Mit weiteren Forschungen sind wir aber zuversichtlich, diese Schriftzugformen ebenfalls einschließen zu können.
Medaillen
Zwar ist die Darbringung von Medaillenabbildungen auf Mann-Instrumenten eher unstet, aber dennoch lassen sich so, Klaviere in groben Grenzen post quem datieren. Das meint, ist eine Medaille auf einem Instrument gedruckt, kann dieses Instrument erst nach Verleihung der Medaille gefertigt worden sein.
Bis 1936 haben Mann & Co. im Laufe ihrer hundertjährigen Geschichte 17 Goldmedaillen und etliche silberne und bronzene Medaillen verliehen bekommen (Schrader 1936, S. 72).
Daher kann nachfolgende Liste nicht als vollständig angesehen werden. Sie basiert auf dem aktuellen Stand der Literatur- und Quellenrecherche, sowie der Betrachtung auf Instrumenten angebrachten Medaillendarstellungen.
- 1844: Berlin, Ausstellung Vaterländischer Gewerbeverein, Silbermedaille.
- 1873: Wien, Verdienstmedaille.
- 1880: Düsseldorf, Gewerbe- und Kunstausstellung, Staatspreis Bronzemedaille.
- 1881: Detmold, Lippische Gewerbe-Ausstellung, Bronzemedaille.
- 1883: Amsterdam, International Exhibition, Goldmedaille.
- 1884: London, International Exhibition Crystalpalace, Bronzemedaille.
- 1885: Antwerpen, Goldmedaille.
- 1887: Bielefeld, Silbermedaille.
- 1888: Brüssel, Goldmedaille.
- 1888: Emden, Ostfriesische Ausstellung für Gewerbe und Handel.
- 1894: Kgl. Preussische Staatsmedaille.
- 1894: Antwerpen.
- 1894: Münster, Fach-Ausstellung des Wirthe-Verein.
- 1895: Lübeck, Goldmedaille.
- 1902: Düsseldorf, Industrie & Gewerbeausstellung Rheinland Westfalen, Silbermedaille.
- 1911: Turin, Goldmedaille.
- 1912: Bielefeld, Goldmedaille.
- 1913: Paderborn, Goldmedaille.
Weitere Datierungsmöglichkeiten
Eine bislang kaum genannte Möglichkeit, um Klaviere datieren zu können, die aber einen nicht unerheblichen zusätzlichen Forschungsaufwand bedeutet, ist über Patente. Seien es eigene, durch Mann & Co. eingereichte Patente oder Gebrauchsmuster, seien es lizensierte Fremdpatente. Es kommt der Datierung von Mann-Klavieren aus der Zeit vor 1907 zugute, dass die Firma hier besonders emsig war, neue Bauformen zu patentieren und zeitnah in ihren Instrumenten zu verbauen. Ein besonderes Beispiel ist das bereits an anderer Stelle genannte und 1874 bewilligte Patent „auf eigentümliche Anordnungen an Pianos und Flügeln“, welches an den Klavieren Nummer 1008 und 1277 nachgewiesen werden kann.
Weiterhin sind es stilistische Ähnlichkeiten zu anderen, besser datierbaren Instrumenten. Dies kann die allgemeine dekorative Gestaltung umfassen, aber auch einzelne Detailformen, wie beispielsweise Schriftzuggestaltungen und eingesetzte Dekorationselemente von Fremdfirmen. Letzteres zeigt sich eindrucksvoll in dem Glasbild auf dem Oberrahmen von Klavier No. 1008, das in dieser und vergleichbarer Form auch an den Instrumenten anderer Hersteller auffindbar ist. Besonders bemerkenswert ist aber auch die Ähnlichkeit der durch Mann & Co. Verwendeten Schriftzugstile mit denen anderer Hersteller. Hier finden sich zahlreiche Ähnlichkeiten und geradezu Übereinstimmungen, die dafür sprechen, dass sie Ausdruck eines Zeitgeschmacks sind.
Eine dritte Quelle zur Datierung von Instrumenten liegt in der Sichtung von Printpublikationen. Die wenigen erhaltenen Kataloge sind hervorragend zur Betrachtung von Instrumente des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Besonders wertvoll für die Zeit davor sind Beschreibungen, Abbildungen und Erwähnungen von Instrumenten in Zeitungen und Zeitschriften, seien es Artikel oder Werbeannoncen. Diese Auszuwerten ist aber ein ebenso aufwändiges Unterfangen und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Zuletzt bleibt aber auch der Anruf und Aufruf an alle Klavierbauer*innen, Klavierstimmer*innen und Besitzer*innen von Klavieren der Firma Th. Mann & Co. uns möglichst detaillierte Abbildungen und Beschreibungen erhaltener Instrumente zukommen zu lassen. Neben Schriftzug, Logo, Seriennummer, Mechanikhersteller/-Seriennummer, handschriftlichen Vermerken auf Bauteilen, stilistischen und konstruktiven Ausformungen von Gehäuseteilen und Rasten, können dies Maße und erhaltene Schriftstücke sein. Diese Aufzählung kann nicht als vollständig und nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Weitere Forschungen werden zeigen, was notwendig ist, ein Mann-Klavier datieren zu können, beziehungsweise die Listen der Zusammenhänge von Serien-/Produktionsnummer und Fertigungsjahr verfeinern zu können.
Aber auch jeder Hinweis auf Ähnlichkeiten der Instrumente anderer Hersteller zu Mann-Klavieren wäre spannend.
Langfristiges Ziel ist es, eine Art Fragebogen zu entwerfen, mithilfe dessen eine Datenbank gepflegt werden kann, die weitere Forschungsarbeiten, insbesondere die Aufdeckung möglicher Zusammenhänge von Baujahr und gewissen Bauformen und Dekorationsstilen vereinfacht.
Literatur
- Großbach, Jan (2009): Atlas der Pianonummern. 11. Auflage; Bergkirchen.
- Henkel, Hubert (2000): Lexikon deutscher Klavierbauer; Frankfurt a.M.
- Schrader (1936): „100 Jahre der Bielefelder Firma Th. Mann & Co.“. In: Ravensberger Blätter, Nr. 9, September 1936, S: 71f.